Als der Mond die Sonne stahl

Mond stiehlt Sonne
Als der Mond die Sonne stahl

Christian Mörsch
978-3-939475-62-0
Buch: Hardcover, 10,00€
Größe: 26 x 20 cm
Farbzeichnungen

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978-3-86332-130-7
E-Book: ED-Pub, 2,99€

Das Vorlese-Mitmachbuch

Viele Bücher sind zu Ende, wenn man sie ausgelesen hat. Dieses Buch ist anders. Denn nach jeder Geschichte kann man vieles von dem, was man gelesen hat, selbst ausprobieren und der Phantasie freien Lauf lassen. Wo sonst kann man in einem vergessenen Garten nach Schätzen suchen, erleben wie der Mond die Sonne stiehlt oder ein eigenes Märchen pflanzen?

Dieses Buch enthält das Originalrezept für einen Sternenpudding.

Aus dem Inhalt: Als der Mond die Sonne stahl – Der Vierstreifensonnenfisch – Die Schlossmücke Dani – Sternenpudding – Das Märchen vom verlorenen Märchen – Der Drache, der die Angst vertrieb – Der Fünfzehnfingerfrosch – Der vergessene Garten – Die Nacht der Kuscheltiere – Das Lichtlein, das die Dunkelheit suchte

Leseprobe: Der Fünfzehn-Finger-Frosch
Menschen werden als Menschen geboren, Katzen als Katzen und Hunde als Hunde. Ist es da nicht seltsam, dass Frösche nicht als Frösche geboren werden, sondern als Kaulquappen?
Kaulquappen leben wie die Fische in Seen und Tümpeln und haben weder Arme noch Beine. Sie brauchen auch gar keine. Denn zum Schwimmen haben sie einen Schwanz und zum Fressen eine große Klappe. Sie müssen die Klappe nur aufmachen, und das können sie.
Erst wenn die Kaulquappen größer werden, wachsen ihnen Arme und Beine. Die brauchen sie zum Hüpfen, wenn sie an Land kommen. Und an Land kommen müssen sie. Denn eines Tages verwandeln sie sich in quakende Frösche, verlernen das Schwimmen und atmen nun über Wasser statt unter Wasser. Das allein ist schon seltsam genug.
Als sich aber Langquak von einer Kaulquappe in einen grünen Frosch verwandelte, geschah etwas, das noch seltsamer war.
Denn Langquak wuchsen fünfzehn Finger!
Die anderen Frösche zeigten mit ihren acht Fingern auf ihn und lachten ihn aus. Sie hatten schließlich auch nicht drei Ohren.
„Was machst du nur mit fünfzehn Fingern?“, fragten sie spöttisch.
„Den ersten Finger brauche ich, um ihn in den Mund zu stecken“, sagte Langquak. „Den zweiten, um in der Nase zu bohren. Den dritten und vierten, um nach den Mücken zu schnappen. Den fünften, um mich am Rücken zu kratzen. Den sechsten, um auch auf euch zu zeigen …“
„Ja, ja, das wissen wir“, unterbrachen ihn die anderen Frösche ungeduldig.
„Den siebten, um auf ihm zu pfeifen“, fuhr Langquak fort. Den achten, um mir den Schlaf aus den Augen zu reiben … den neunten … den neunten …“
„Siehst du, jetzt fällt dir nichts mehr ein!“, riefen die anderen und lachten. Mehr als acht Finger brauchte man eben nicht.
Langquak überlegte lange, bevor er weitersprach.
„Den neunten, um mir selbst auf die Schulter zu klopfen.“
„Und … und den zehnten?“, riefen die Frösche und waren sicher, dass der zehnte Finger zu nichts mehr zu gebrauchen war.
„Den zehnten, um die netteste Froschfrau zu streicheln …“, antwortete Langquak.
„Und … und den elften?“, fragten sie weiter.
„Den elften, um euch um den Finger zu wickeln.“
„Aber wofür brauchst du den zwölften Finger?“
„Den zwölften …, um die Rätsel der Welt zu begreifen“, sagte Langquak geheimnisvoll.
Die Frösche sahen sich ratlos an. „Be … greifen?“
„Ja, begreifen!“
„Und … und was machst du mit den übrigen Fingern?“, riefen die Frösche.
„Den nächsten Finger brauch´ ich zum Fassen.“
„Zum Fassen?“
„Ja – Ich will mich mit den schönsten Dingen auf Erden befassen.“
Mit dieser Antwort hatten die Frösche nicht gerechnet.
Sie sahen sich verwirrt an. Doch niemand traute sich, Langquak zu widersprechen.
„Ich fasse es nicht!“, murmelte einer der Frösche. Dann fragte er Langquak: „Aber was machst du mit deinem vierzehnten Finger?“
„Den hab ich zum Fühlen“, antwortete Langquak.
„Zum Fühlen, zum Fühlen“, äfften die anderen ihn nach. „Was willst du damit schon fühlen?“
„Er ist mir gewachsen, um mich glücklich zu fühlen“, sagte Langquak leise.
Wieder sahen sich die Frösche verwundert an. „Aber dein letzter Finger – der ist nun wirklich zu nichts zu gebrauchen“, riefen sie und hofften, dass der Fünfzehn-Finger-Frosch dieses Mal keine Antwort wusste.
Langquak lachte. „Den brauch´ ich, um den Mund auch im Schlaf aufzuhalten. So fliegt mir das Essen ganz von selbst in den Mund. Und wenn ich aufwache, bin ich schon satt.“
Da wurden die Frösche ganz neidisch auf Langquak und wünschten sich, ihnen wären auch fünfzehn Finger gewachsen.